Urlaub mit politischer Bildung:

Helgoland, ein Industriestandort? 

Urlaub und gleichzeitig bilden – dieses ermöglicht Arbeit und Leben Hamburg mit seinem vielfältigen Bildungsprogramm. Im Rahmen des Hamburger Bildungsurlaubsgesetz können Beschäftigte in Hamburg fünf Tage zusätzlichen Urlaub* bekommen, sofern sie an einem anerkannten Bildungsurlaub teilnehmen.

Im Frühjahr 2023 ging es für fünf Tage auf die Insel Helgoland. Der erfahrene Seminarleiter Klaus Koerth gewährte uns Einblicke in die historischen, geographischen, naturkundlichen und wirtschaftlichen Hintergründe, die jenseits vom Helgoländer Tagestourismus liegen. In Gesprächen mit Verantwortlichen vor Ort und Exkursionen hatten wir die Möglichkeit, das Inselleben aus unterschiedlichen Perspektiven zu erfahren.

Dazu gehörten eine Führung durch die Luftschutzbunker, durch das Wasserwerk und das Industriegebiet. Wir hatten einen intensiven Austausch mit Verantwortlichen aus den Bereichen Naturschutz und Tourismus. Auch die Besichtigung der Vogelberingungsstation war Teil des Bildungsprogramms.

Ökologie, Wirtschaft und Industrie: Das eine geht nicht ohne das andere.

Durch die unterschiedlichen Gesprächspartner:innen und besuchten Stationen wurden die Wechselwirkungen zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten besonders deutlich:

So bringen zum Beispiel die Offshore-Windkraftanlagen erhebliche Einkünfte für die Gemeinde Helgoland, die damit die Infrastruktur der Insel modernisieren kann. Der dort produzierte Strom kann allerdings teilweise nicht genutzt werden, da die Netze in Deutschland nicht ausreichend ausgebaut sind.

Viele Inselbewohner leben vom Tourismus. Einige Investoren möchten ihn weiter ausbauen. Doch der Wohnraum ist knapp und wird für die dortigen Insel-Bewohner:innen immer teurer. Da gilt es, langfristige und unter sozialen Gesichtspunkten zugleich gerechte Lösungen zu entwickeln. Denn sonst reduziert sich die Anzahl der auf der Insel Wohnenden weiter und die Arbeitsplätze im Tourismus bleiben unbesetzt. Eine Wechselwirkung, die auch viele andere Ferien-Inseln kennen.

Der Magnet der Insel ist mit Sicherheit die einmalige Natur mit seinen roten Felsen und seiner vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Viele Menschen erfreuen sich an Robben, Seehunden und den auf der Insel brütenden oder rastenden Seevögeln. Auch das ist eine Herausforderung. Der begrenzte Platz auf der Insel erfordert Respekt und Umsicht. Es muss ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Natur, dem Lebensraum der Insulaner:innen und dem Tourismus gefunden werden. Mehr als verständlich, dass es hier zwischen den einzelnen Interessen-Vertretungen viel Diskussionsbedarf gibt.

Einfach mal weg und Neues lernen

Wer noch nie oder auch schon mal auf Helgoland gewesen ist, hat auf jeden Fall mit dem Bildungsprogramm auf der Insel ganz neue Kenntnisse erlangt. Nicht zu vergessen, den bereichernden Austausch mit den Mitreisenden und die Erlebnisse in der Natur, wenn der Tagestourismus am späten Nachmittag von der Insel verschwunden ist. Dann war die Zeit, Ruhe und Seeluft zu genießen, untermalt von Vogelstimmen, Wind und Meeresrauschen …

Eine rundum horizonterweiternde, spannende und erholsame Woche.

*Mehr Infos zum Bildungsurlaubsgesetz hier >>>

Impressionen und Fotos von Rita Leinecke