24.11.2022
Bundesweite Aktion an über 70 StandortenKEP-Aktionstage zum Black Friday
Hier ein kurzer informeller Bericht über unsere Erfahrungen beim heutigen gemeinsamen Aktionstag bei Amazon auf der Veddel.
Wir haben ca. 200 Flyer in mehreren Sprachen mit unseren Kontaktdaten verteilt. Die sogenannten KEP-Aktionstage finden in der Black Friday Woche bundesweit an über 70 Standorten statt und wurden von ver.di Bund initiiert.
Von fairen Arbeitsbedingungen kann keine Rede sein - ganz das Gegenteil:
Die Arbeitsbedingungen der Fahrer*innen bei von Amazon beauftragten Sub-Unternehmern sind desaströs.
Wir haben mit einigen Fahrer*innen länger gesprochen und uns wurde folgendes berichtet: „ Bis zu 270 Pakete muss ich jeden Tag ausliefern. Wenn ich abends mit 2 oder 3 Paketen im Wagen zurückkehre, bekomme ich an diesem Tag keinen Lohn. Ich arbeite seit 2019 für diesen Sub-Unternehmer mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag. Letzten Monat war ich zum ersten Mal krankgeschrieben – für 2 Tage. Mein Vorarbeiter hat mir per WhatsApp mitgeteilt, dass ich die AU-Meldung wegschmeißen soll und dass er mir stattdessen 2 Tage Urlaub einträgt.“
Die Mitteilung des Vorarbeiters hat er unserem Team auf seinem Handy gezeigt. Außerdem haben die Mitarbeitenden dieses Sub-Unternehmers heute Morgen per WhatsApp die Anweisung erhalten, von uns keine Flyer anzunehmen und ihnen andernfalls mit Konsequenzen und „Strafen“ gedroht. Der Fahrer berichtet außerdem, dass Kolleg*innen gekündigt werde, wenn sie sich krank meldeten. Er selbst stammt aus dem Irak, befindet sich in einem Einbürgerungsverfahren und hat nach eigener Aussage Angst, seinen Job zu kündigen, da er befürchtet, den deutschen Pass dann nicht zu bekommen.
Ein Vorarbeiter eines anderen Sub-Unternehmers hat auf dem Amazon-Gelände seinen Mitarbeitenden die von uns verteilten Flyer wieder abgenommen und sie uns in die Hand gedrückt, mit den Worten: „Meine Leute brauchen sowas nicht!“ Gleichzeitig gab er zu, seine Fahrer*innen angewiesen zu haben, unserer Flyer nicht anzunehmen.
Beteiligt waren die Projekte Faire Integration und die Servicestelle Arbeitnehmerfreizügigkeit, beide in Trägerschaft von Arbeit und Leben Hamburg.
Die Aktion war polizeilich angemeldet. Bei Fragen wenden Sie sich gern an:
Fairer Arbeitsmarkt - Abteilungsleitung
Lena Thombansen
Besenbinderhof 60
20097 Hamburg
Telefon: +49 (0)40 284016-23